Die bewegte Geschichte eines Denkmals neu enthüllt

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Im Bild: Bürgermeister Dipl.-Ing. Stefan Szirucsek, Dr. Ulrike Scholda, Obmann Alexander Blümel und Wolfgang Eder.

Am 29. September enthüllten Bürgermeister Dipl.-Ing. Stefan Szirucsek und der Obmann des Vereins der NÖ Landesfreunde, Alexander Blümel, eine von Wolfgang Eder hergestellte Tafel, welche die bewegte Geschichte einer Büste Kaiser Franz Josef I. wie folgt erzählt:

Errichtet von den ausgedienten Soldaten. Baden - Weikersdorf
Diese Büste wurde aufgrund einer Initiative der „Militaristen" Badens errichtet. Ab dem Frühjahr 1898 - dem 50. Regierungsjahr Franz Josefs - gab es ein großes Spendenaufkommen, um das „Comité zur Errichtung eines Kaiser-Franz-Josef-Denkmalsteines" in Baden zu unterstützen. Am 2. Dezember 1898, also genau am Jahrestag der Thronbesteigung, fand die feierliche Enthüllung am Platz vor dem Bahnhof statt. Als die Hülle fiel, wurde die Volkshymne intoniert und danach von den mehreren Hundert Anwesenden ein dreifaches Hoch auf den Kaiser ausgerufen. Obmann Lucchesi gelobte feierlich im Namen des Vereins der Niederösterreichischen Landesfreunde, für die Skulptur auch in Zukunft Sorge zu tragen.
Das Denkmal selbst war eine echte Monarchie-Mischung. Den gegossenen Zement-Sockel stellte Baron Pittel (heute noch existierendes Unternehmen Pittel + Brausewetter) aus dem Pressburger Werk kostenlos zur Verfügung. Auf diesen setzte Bildhauer Lambert Glank, der auch in der Pfarrkirche tätig war, einen Pyramidenstutz, aus poliertem Untersberger Marmor. Darauf wurde in Goldbuchstaben folgende Inschrift angebracht: Den wichtigsten Bestandteil, die bronzene Büste des Monarchen, goss die Salm´sche Gießerei aus dem mährischen Blasko, nachdem von Viktor Tilgner (zu diesem Zeitpunkt schon verstorben) modellierten Bildnis.
Von da an wurde immer zu des Kaisers Geburtstag - am 18. August - den man in der damaligen 52 Millionen Einwohner fassenden Monarchie als echten Feiertag mit Festlichkeiten beging, vor diesem Denkmal eine Veranstaltung durchgeführt.
Die gewaltigen politischen und damit auch gesellschaftlichen Umbrüche in den folgenden Jahren, haben auch ein großes „Aufräumen" mit den Zeugen der Vergangenheit mit sich gebracht. Dennoch hat die Büste des Monarchen aus dem Hause Habsburg sowohl die erste Republik, den Nationalsozialismus und in weiterer Folge auch die sowjetische Besatzung heil überstanden. Die Stadtgemeinde hat allerdings im Zuge der Umgestaltung des Bahnhofsplatzes (seit 1915 Conrad von Hötzendorf-Platz) in den 1960er Jahren den alten Kaiser von seinem seit Jahrzehnten innegehabten Standplatz entfernt. Obmann Reg.-Rat Raimar Wieser entdeckte jedoch in Archivalien die Erhaltungspflicht des Vereins, sodass eingehend nach der verloren gegangene Büste gesucht wurde, bis sie schließlich in den Kellerräumlichkeiten des Rollettmuseums aufgespürt werden konnte - allerdings ohne Sockel.
Daher konstruierte der Bauhof der Stadtgemeinde einen neuen Unterbau. „Und auch wenn dieser in keinster Weise dem prachtvollen Unterbau des Originals entspricht, so sind wir mit dieser Lösung sehr glücklich", so Alexander Blümel dankbar. Seit nunmehr fast dreißig Jahren steht das Bildnis des Monarchen, das eine durchaus bewegte Geschichte hinter sich hat, vor dem Museum, dessen Name es trägt. „So kommen die Landesfreunde ihrer einstigen Zusage nach - und das aber nicht bloß aus Pflichtgefühl, sondern von ganzem Herzen."

31.10.2019